1996 sollte Ataris Schicksalsjahr werden. Die Atari Corporation veräußert noch ihre letzten Lagerbestände an Jaguar-Hard- und Software, fusioniert dann mit dem Laufwerkshersteller JTS und stellt das operative Geschäft Mitte des Jahres ein. Die TWi Games Division wird an WMS verkauft und wieder in Atari Games umbenannt, operiert aber nur noch im Arcadespiel-Sektor – die Tochter Time Warner Interactive (California), vormals Tengen, die bisher für die Umsetzungen auf Heimsysteme verantwortlich war, wird von Atari Games getrennt.
Atari Corporation
Am 2. Januar gibt Atari den Start des Labels
Atari Interactive bekannt, unter dem die bereits seit Frührjahr 1995 geplanten Spiele für x86-Computer erscheinen sollen, bereits drei Tage später werden die Spiele
Tempest 2000,
Baldies,
Highlander und
Flip Out! auf der Winter CES vorgestellt, weitere Spiele, darunter
Missile Command, Crystal Castles, Asteroids, Pac-Man, Interactive Rocky Horror Show, Virtual War und
Centipede sind geplant. Insgesamt sind für das Jahr 1996 17 PC-Spiele unter dem Label geplant.
Am 9. Januar erscheinen die Jaguar-Spiele
Zoop und
NBA Jam – Tournamend Edition.
Das dritte Treffen zwischen JT Storage und Atari findet am 8. Januar im Haus der Tramiels statt. Beim Meeting neun Tage später in der JT Storage-Zentrale sind neben den Tramiels, Tandon und Mitchell auch August Liguori (Vorstandsmitglied Atari) und Ms. Walker (JT Storage) anwesend, außerdem Vertreter der Beratungsfirma Wilson Sonsini Goordich & Rosati, P.C. für Atari und ein Vertreter der Beraterfirma Cooley Godward für JT Storage. Hierbei geht es konkret erstmals um eine mögliche Fusion beider Firmen.
Von den auf der CES vorgestellten Spielen erscheint einzig das von Llamasoft entwickelte
Tempest 2000 auf den amerikanischen und britischen Märkten, eine Demoversion (
T2K-PC10.ZIP) wird zum Download bereitgestellt.
Darryl Still, European Product Manager bei Atari (U.K.) wechselt zu Electronic Arts, Jean Richen verlässt die Firma ebenso, die Aufgabenbereiche von beiden werden von Paul Welch übernommen.
Am 15. Januar erscheint in den USA das Jaguar-Spiel
Fight for Life.
Zum 17. Januar werden weitere 20 Angestellte entlassen, darunter Jon Correll (Vice President Software), Ron Beltramo (Vice President Advertising and Merchandising), Ted Tahquechi (Senior Producer), Sandi LaBreq, Greg LaBreq und Dan McNamee.
Die Atari Interactive Division wird schon am 17. Januar wieder geschlossen, die auf der CES angekündigten oder vorgestellten Spiele werden nicht mehr erscheinen.
Garry Tramiel kehrt als Geschäftsführer für Nordamerika zu Atari zurück, er ersetzt Ted Hoff, der die Firma verlässt.
Time Warner Interactive (Warner Communications)
Steve Calfee, Vice President Product Development, wird Vice President New Technology (Engineering) und folgt auf Brad Fuller, der die Firma verlässt. Bill Hindorff ersetzt Calfee auf seinem Posten. Das Zwei-Spieler-Universal-Umbauset des Spiels
Area 51 kommt auf den Markt.
Atari Corporation
Atari auf der Mieterseite und Victor Owen and Judith Owen Burns 1990 Revocable Trust auf der Vermieterseite unterzeichnen den Mietvertrag für fünf Jahre für das 670m² große Gebäude an der 455 South Matilda Avenue in Sunnyvale, das künftig als Atari-Zentrale dienen soll.
JTS Acquisition Corporation (JT Storage)
JT Storage gründet am 5. Februar die JTS Acquisition Corporation zum Zweck der Fusion von JT Storage mit Atari. Eine Woche später gibt es ein erstes Abkommen zwischen Atari,
JT Storage und JT Acquisition, die Reorganisation aller Firmen wird geplant. Am 13. Februar geben beide Firmen die geplante Fusion bekannt und Atari leiht JT Storage 25 Millionen Dollar. Die neue Firma soll den Namen JTS Corporation tragen, die Geschäfte beider Firmen sollen unabhängig voneinander weiter betrieben werden.
Time Warner Interactive (Warner Communications)
Auf der 93
rd American International Toy Fair in New York stellt die Firma Playmates Toys eine Actionfigur-Serie basierend auf dem Atari Games-Spiel
Primal Rage vor, die Lizenz dazu erhielt die Firma von Time Warner Interactive. Weitere Merchandising-Artikel zum Spiel sind kleine elektronische Handheld-Spiele von Tiger Electronics, Romane von Berkley Books, Comicbücher von Sirius Entertainment, Armbanduhren von Innovative Time, Bekleidung von SeaBell und Logotel, Kinderschuhe von Foot-Tec Industries und Telefonkarten von GTI Telecom.
Warner Communications stimmt am 23. Februar dem Verkauf aller Atari Games-Aktien an die erst am 15. Februar durch WMS Industries gegründete Williams Interactive, Inc. zu.
Atari Corporation
August Liguori wechselt am 1. März zur Marvel Entertainment Group, seine Geschäfte als CFO übernimmt Sam Tramiel. Liguori bleibt aber bis zum Abschluss der geplanten Fusion mit JTS Vorstandsmitglied von Atari.
Zwei Tage später zieht Atari von der 1196 Borregas Avenue in die South Mathilda Avenue in Sunnyvale um, dort stehen zehn Büros zur Verfügung, die auf Jack Tramiel, Sam Tramiel, Leonard Tramiel, Garry Tramiel, Dave Schwartz, John Skruch, Don Thomas, Scott Sanders, Max Fagan und Gayle McKim aufgeteilt werden, dazu ein Großraumbüro mit neun Arbeitsplätzen für je fünf Personen.
Am 15. März erscheint in den USA
Attack of the Mutant Penguins von Sunrise Games für den
Jaguar, welches dort der letzte Jaguar-Titel sein wird.
Laury Scott, Vice President Manufacturing and Operations, wechselt als Vice President Materials zu JT Storage.
Time Warner stößt weitere 70.000 von Warner Communications gehaltenen Atari-Aktien ab, die 70.000 von der Atari Games Corporation gehaltenen Aktien werden beim Verkauf der Tochter an WMS Industries mit übertragen.
Zum Monatsende hat Atari in den USA noch 25 Angestellte (5 Entwickler, 12 Marketing und Vertrieb, 2 im Einkauf, 6 in der Administration) und sechs Angestellte außerhalb den USA.
Time Warner Interactive (Warner Communications) → Atari Games Corporation (Williams Interactive)
WMS Industries bestätigt am 9. März gegenüber den Medien, dass eine ihrer Tochtergesellschaften im Begriff ist, Atari Games aufzukaufen, ein Kaufpreis wird jedoch nicht genannt.
Return Fire für die Sony PlayStation kommt in den USA (durch TWI) und Europa (durch Warner Interactive) in den Handel, die PC-Version erscheint nur in Europa.
T-MEK erscheint als PC CD-ROM in Europa unter Warner Interactive.
Der Verkauf der Warner Communications-Tochter Time Warner Interactive samt den Marken Atari Games und Tengen an Williams Interactive ist am 29. März abgeschlossen. Der Kaufpreis soll zwischen 9,8 Millionen Dollar und 23,8 Millionen Dollar gelegen haben. Im Verkauf enthalten sind neben dem Firmensitz in Milpitas auch die Tochterfirmen Atari Games Ireland Limited und Time Warner Interactive (California) Inc., zusätzlich 70.000 Aktien der Atari Corporation (die gerade selbst in Fusionsgesprächen mit dem Laufwerkshersteller JT Storage steckt). Nicht enthalten sind die britische Tochter Time Warner Interactive Limited und die japanische Tochter K.K. Time Warner Interactive. CEO der nun wieder Atari Games Corporation genannten Firma wird Neil Nicastro, bislang Präsident und Co-CEO von WMS Industries. Louis Nicastro wird Co-CEO. Die Produktion zieht um: Die Hallen am 735 Sycamore Drive in Milpitas werden aufgegeben, die Produktion zu Williams Electronic Games nach Waukegan in Illinois verlegt. Die Atari Games-Zentrale verbleibt weiterhin am 675 Sycamore Drive in Milpitas. Time Warner Interactive (California), ehemals Tengen, geht innerhalb der WMS-Gruppe an Williams.
Atari Corporation
Von den geliehenen 25 Millionen Dollar hat JT Storage bereits 19,7 Mio. ausgegeben.
Am 19. April erscheint in Europa mit dem Jaguar-Titel
Fight for Life das letzte Spiel für den
Jaguar aus dem Hause Atari.
Time Warner Interactive (California) (WMS Industries/Williams)
TWIC geht am 12. April in der Williams-Tochter
Williams Entertainment auf und stellt den Betrieb ein. Aus Williams Entertainment selbst wird wenig später
Midway Home Entertainment, die bis zur Insolvenz von Midway 2009 zahlreiche Spiele für Spielkonsolen auf den Markt bringt.
Atari Corporation
Dave Schwartz verlässt Atari und gründet FilmMagic (später ImaginOn).
Atari Games Corporation (Williams Interactive)
Hardwareentwickler Pat McCarthy verlässt Atari Games.
Atari Corporation
Zum 1. Juni gibt Atari bekannt, dass sich der Jaguar seit November 1993 nur etwa 135.000 mal verkauft habe (Beltramo sprach im September 1995 noch von 150.000 verkauften Konsolen), in den Lagern sollen sich noch weitere 90.000 Geräte befinden.
Zur Zeit hält Atari in den USA über 150 Patente, die zwischen 1996 und 2010 auslaufen werden, drei weitere Patente stehen gerade zur Anmeldung aus.
Atari verleiht weitere fünf Millionen Dollar an JT Storage.
Atari hat zu diesem Zeitpunkt weltweit noch 22 Angestellte, davon 15 in den USA und sieben bei der letzten verbliebenen Tochtergesellschaft Atari Corp. (U.K.) Limited. Zum 28. Juni gibt es etwa 2375 Anteilseigner und 63.854.718 Aktien der Atari Corporation.
JT Storage → JTS Corporation
Am 19. Juni wird JT Storage in JTS Corporation umbenannt.
Atari Games Corporation (Williams Interactive)
Der als
Pinball Designer bekannt gewordene Steve Ritchie wechselt von Williams/Bally-Midway zu Atari Games. Ritchie war bereits von 1974 bis 1978 bei Atari beschäftigt.
Neil Nicastro wird am 26. Juni alleiniger CEO, Louis Nicastro geht als Vorstandsvorsitzender zum Mutterkonzern WMS Industries.
Atari Corporation → Atari Division (JTS Corporation)
Am 30. Juli findet um neun Uhr das Meeting in den Büros der Kanzlei Wilson Sonsini Goodrich & Rosati, P.C. an der 650 Page Mill Road in Palo Alto statt, auf dem die Fusion der Atari Corporation und JTS zur JTS Corporation besiegelt wird. Am Ende des Tages wird Atari von der Börse genommen, JTS übernimmt auch die Mietverträge der Büroräume an der South Matilda Avenue, des Lagers in Santa Clara und des Atari House in Slough. JTS erhält Zugang zu den noch vorhandenen Vermögenswerten Ataris, darunter 15 Millionen Dollar in bar, 55 Millionen Dollar in geistigem Eigentum sowie acht Gebäude in Kalifornien und Texas mit einem Gesamtwert von zehn Millionen Dollar. Der Vorstand der JTS Corporation besteht aus Sirjang Tandon, T. David Mitchell, Jean Deleage, Roger Johnson, Lip-Bu Tan und Jack Tramiel. John Skruch, bisher Leiter der Jaguar-Softwareentwicklung, wird Leiter der Lizenzierungsabteilung Ataris. Im Gegensatz zur Ankündigung vom Februar ist eine Fortführung des operativen Geschäfts von Atari nicht mehr vorgesehen, alle vorhandenen Mittel gehen in die Laufwerksherstellung der JTS Corporation über.
Atari Games Corporation (Williams Interactive) → Atari Games Corporation (Midway Games)
Williams Interactive wird in Midway Interactive, Inc. umbenannt. Alle Anteile und Rechte inklusive der eben gekauften Firma Atari Games Corporation gehen an die Midway Games, Inc., einer weiteren Tochter von WMS Industries, über. Neil Nicastro wird Co-CEO und Präsident der Firma, Louis Nicastro Co-CEO. Dan van Elderen ist nach wie vor Präsident und COO von Atari Games. Am 26. Juli wird Neil Nicastro alleiniger CEO und Präsident von Midway Games.
Atari Division (JTS Corporation)
Don Thomas, bisher Leiter des Kundenservice und des Marketings, wechselt zu Sony Computer Entertainment.
Atari Division (JTS Corporation)
JTS verkauft alle ehemaligen Atari-Gebäude für zehn Millionen Dollar an Jack Tramiel.
Atari Division (JTS Corporation)
Die Atari Division der JTS Corporation hat zu Monatsende noch ganze elf Mitarbeiter in den USA und weitere sechs außerhalb.
Atari Games Corporation (Midway Games)
Das Arcadespiel
The NHLPA & NHL Present Wayne Gretzky's 3D Hockey kommt als Komplettgerät und als JAMMA-Umbausatz auf den Markt.
WizardWorks Software veröffentlicht die PC-Version von
T-MEK auf CD-ROM in den USA.
Atari Games Ireland Limited (WMS Industries) → Namco Ireland Limited (Namco Limited)
Atari Games Ireland Limited wird in Namco Ireland Limited umbenannt, die dazugehörige, seit 1978 bestehende Fabrik in Tipperary von WMS Industries am 18. Oktober an Namco verkauft. Atari Games und Namco vereinbaren, dass Namco die Produktion der Atari Games-Arcadespiele für den europäischen Markt weiterführt.
Atari Games Corporation (Midway Games)
In Atari Games' neuestem Arcadespiel
San Francisco Rush Extreme Racing wird der Grafikprozessor Voodoo Graphics eingesetzt, teilt der Voodoo-Hersteller 3Dfx Interactive am 4. November in einer Pressemitteilung mit.
Atari Games Corporation (Midway Games)
Das Arcadespiel
San Francisco Rush: Extreme Racing wird veröffentlicht.
Letzte Seitenbearbeitung: 1. Januar 2024