Die Stadtumwallung Neu-Ulms – Werk 2 
Die Courtine mit dem Eisenbahntor 
Halbbastion 1 Bastion 3

Werk 2: Die Courtine mit dem Eisenbahntor
Erbaut 1844 bis 1850
ErbauerOLt Lutz
OLt Ysenburg
OLt Schönnamsgruber
AdresseWallstraße
89231 Neu-Ulm
Lage48,39538° nördl. Breite
10,00745° östl. Länge
Mannstärke281
ArtVerbindungswerk
ZweckVerteidigung des Grabens der Front 1–3 und gegen von Pfuhl anrückende Truppen, Schutz der Maximiliansbahn
Benachbarte WerkeHalbbastion 1 im Norden

Bastion 3 im Süden


Lage und heutige Nutzung
Das Werk 2 verlief entlang der Wallstraße auf dem Gelände, das heute durch die Peter-Schöllhorn-Schule, der Central-Apotheke, dem Venethaus und einigen Wohngebäuden genutzt wird. Die Spitze der Caponniere lag etwa am heutigen Eingang zur ehemaligen Central-Apotheke an der Kreuzung Reuttier Straße/Bahnhofstraße. Das Eisenbahnblockhaus ist heute dem Venethaus angeschlossen und dient als Kunstgalerie, die rechte Flankenbatterie ist verbaut und unterliegt privater Nutzung, direkt dahinter befindet sich ein Parkplatz.


Aufbau des Werks
Die Courtine, erbaut zwischen 1844 und 1850 unter den Oberleutnants Lutz, Graf Ysenburg und Schönnamsgruber, konnte bis zu 281 Mann aufnehmen und bestand wie alle Neu-Ulmer Courtinen aus einer Escarpe mit zwei Tenaillen mit je einer Flankenbatterie, zwischen denen eine Caponniere mit zwei seitlichen Ausfallhöfen herausragte. Davor befand sich ein trockener Graben mit mittiger Künette und dem davor liegenden Glacis. Hinter der Escarpe saß der Wall, der über der Caponniere cavalierartig überhöht wurde. Das Werk 2 besaß ein Eisenbahnblockhaus rechts vor der Caponniere sowie ein 1852/53 nachträglich eingebautes Bahntor der Bayerischen Maximiliansbahn Ulm – Augsburg – München (später auch der Illertalbahn Ulm – Kempten) am rechten Werksende. Das Eisenbahnblockhaus wurde anders als die anderen Neu-Ulmer Blockhäuser nicht auf einem Waffenplatz, sondern im Graben auf einem erhöhten Sockel errichtet und wurde zudem um einiges stärker ausgeführt. Der Waffenplatz links vor der Caponniere blieb bis zur Modernisierung leer, danach entstand dort ein Palisadenschuppen. Beim Ausbau der Bahnstrecken wurde das Bahntor 1873-75 auf drei Durchfahrten erweitert. In der Modernisierungsphase um 1880 erhielt die Courtine eine Hohltraverse rechts über der Poterne sowie mehrere Erdtraversen.


Baugeschichte und Erhaltungszustand
Neu-Ulm kauft die Courtine neben allen anderen Werken der Stadtumwallung am 31. August 1906 vom Königreich Bayern, bei der anschließenden Entfestigung wurde das Werk im Jahr 1910 beinahe vollständig beseitigt. Erhalten sind heute nur noch das Eisenbahnblockhaus ohne Tambourmauern und die rechte Flankenbatterie. Das Blockhaus wurde im Zuge der Bahntieferlegung zwischen 2003 und 2007 saniert. Zwischen 2015 und 2022 wurden die bis dahin im Boden schlummernden übrigen Reste des einzigen bayerischen Festungs-Eisenbahntors zu Gunsten u.a. einer Tiefgarage beseitigt, anstatt diese einzubinden, wie es mit Mauerresten im Parkhaus Neue Mitte Ulm erfolgt ist. Hierbei handelte es sich um die komplett erhaltenen Torfundamente, gut 70 Meter Escarpenmauer samt der Brückenwiderlager.


Militärische Nutzungsgeschichte
Wie alle Neu-Ulmer Werke war die Courtine bis auf Wachmannschaften im Blockhaus nie ständig belegt.


Denkmalschutz und Eigentümer
Die übrigen Teile der Courtine 2, also das Blockhaus, die Flankenbatterie und die Glacisreste, wurden erst 2001 unter Denkmalschutz gestellt. Die Glacisteile gehören der Stadt, die Flankenbatterie und das Blockhaus sind in privater Hand.


Bildergalerie
Die Courtine im Modell Das Eisenbahnblockhaus Bahntor und Blockhaus um 1900
Bahntor und Blockhaus um 1906 Das Werk im Modell von oben Die Caponniere 2 im Modell
Die rechte Flankenbatterie Abbruch des Eisenbahntors 2015 Abbruch des Eisenbahntors 2015
Abbruch des Eisenbahntors 2015 Abbruch des Eisenbahntors 2015

Letzte Bearbeitung: 30. April 2022