Reichsfestung Ulm 
Die Infanteriestützpunkte 1901–1910 
Die nicht gebauten Forts Reichsfestung Ulm – Abschnitt Haslach

Nach der ersten Modernisierungswelle zwischen 1877 und 1887 folgte Anfang des 20. Jahrhunderts ein weiterer Ausbau des Festungsrings. Währenddessen wurde die Stadtumwallung auf beiden Seiten vom Deutschen Reich an die Städte Ulm und Neu-Ulm verkauft und zum Teil mit dem Abbruch dieser begonnen. Neben dem Neubau der zehn Betonwerke wurden an den Forts Oberer Eselsberg Nebenwerk, Oberer Eselsberg Hauptwerk, Oberer Kuhberg und Unterer Kuhberg zahlreiche Umbauten vorgenommen. So erhielt das Fort Oberer Kuhberg einen Monierbeobachtungsstand vor dem Saillant und die mittlere Hohltraverse wurde stark umgebaut, im Fort Unterer Kuhberg wurden zusätzliche Kasernengebäude gebaut sowie das Reduit aufgestockt, und die Eselsbergforts wurden zu Infanteriewerken umgebaut. Einige dieser Werke wurden 1914 in die Armierungsstellung mit einbezogen, dies waren der Infanteriestützpunkt Lehr als Nr. 26, Spitzäcker als Nr. 22, Jungingen-West als Artillerieraum 9, Jungingen-Ost als Munitionsraum 3, Böfingen als Munitionsraum 1, Weinberge als Nr. 32 und Kapellenberg als Nr. 70. Von den Friedensbauwerken ist heute nur noch der Infanteriestützpunkt Gleißelstetten erhalten, die übrigen wurden im Lauf der Jahre abgebrochen bzw. im Fall Kapellenberg verschüttet. Böfingen, Haslach, Spitzäcker, Lehr, Jungingen-Mitte, Jungingen-Ost und Weinberge wurden von den amerikanischen Truppen 1945/46 gesprengt, Jungingen-West wurde stückweise zwischen 2006 und 2009 trotz Protesten des Förderkreises Bundesfestung Ulm abgebrochen, dort steht heute ein Schießzentrum. Kapellenberg wurde, ohne einen Steigschacht anzulegen oder ihn anderweitig zugänglich zu machen, Anfang der 1990er für den Wohnungsbau verschüttet.


Standorte der Infanteriestützpunkte in rot, Erhaltungszustand der Festung und übrige Militärflächen um 1910 in Grautönen. Karte zum Vergrößern anklicken.


Modell des Infanteriestützpunkts Gleißelstetten


Gesprengter Monierbeobachter 1 des Infanteriestützpunkts Haslach


Bezeichnung Lage zerstört Zustand heute heutige Nutzung des Geländes
Infanteriestützpunkt Böfingen Alfred-Delp-Weg, Böfingen 1945/46 Trümmer verschüttet und überbaut Schulgebäude
Infanteriestützpunkt Gleißelstetten zwischen den Straßen Gleißelstetten und Hasensteige, Söflingen beinahe vollständig erhalten Denkmal (DZOK), Privatgarten
Infanteriestützpunkt Haslach Ecke Eberhard-Finckh-Straße / Heidenheimer Straße, Böfingen 1945/46 Trümmer verschüttet Fa. Ebner & Spiegel
Infanteriestützpunkt Jungingen-Mitte Ecke Franzenhauser Weg / Albstraße, Gewerbegebiet Jungingen 1945/46 vollständig zerstört Fa. Inotec
Infanteriestützpunkt Jungingen-Ost östlich des Gewerbegebiets Jungingen auf Höhe Franzenhauser Weg 1945/46 Erdformen erhalten
Infanteriestützpunkt Jungingen-West Albstraße 78, Gewerbegebiet Jungingen 2006–09 vollständig zerstört Müller Schießzentrum Ulm
Infanteriestützpunkt Kapellenberg südlicher Narzissenweg, Pfuhl unterirdisch erhalten, aber unzugänglich Wohngebiet
Infanteriestützpunkt Lehr zwischen Tobelstraße und Mähringer Straße, westlich von Lehr 1945/46 Erdformen teilweise erhalten
Infanteriestützpunkt Spitzäcker Lerchenfelder Straße, nördlich von Lehr 1945/46 Trümmer verschüttet Sportplatz SC Lehr
Infanteriestützpunkt Weinberge zwischen Heilmeyersteige und Schmaler Weg in Eselsberg 1945/46 unterirdische Trümmerreste erhalten Wohngebiet
Pumpstation Lehrer Tal westlich des Lehrer-Tal-Weg auf Höhe der Hindenburgkaserne, Eselsberg ? wahrscheinlich zerstört Kleingärten

Letzte Bearbeitung: 17. Januar 2021